¶ 1 Leave a comment on Absatz 1 0 Von Anne Störger
¶ 2 Leave a comment on Absatz 2 0 Der erste Tag war sehr ernüchternd. Es waren nur zwei Drittel der Teilnehmer anwesend. Die verschlechterten Lebensbedingungen im Camp haben in den letzten 6 Monaten Spuren hinterlassen. Kaum einer lacht, sie sind dünn geworden und einige der Teamer haben ihren Job bei den Hilfsorganisationen verloren. Wir treffen auf eine desillusionierte Gruppe. Wir versuchen, sie da abzuholen, wo sie sind und lassen sie von ihrer Situation berichten. Dann wollen wir sie mit Hilfe neuer Methoden stärken. Unsere Message: die sechs Spirit-of-Football (SoF) Regeln sind ein Lifestyle, der sich nicht an der Zugehörigkeit zu einer Organisation orientiert, sondern an der persönlichen Einstellung. Die ‚Regeln sind in allen Bereichen des Lebens anwendbar und stärken sie selbst, und vor allem die Kinder und die Jugendlichen, die sie begleiten. Sie sollen wieder an Menschlichkeit glauben, durch Respekt, Toleranz, Rücksichtnahme, Ehrlichkeit, Unterstützung von Schwächeren, Fairplay mit Worten und durch Wertschätzung. Das ist die Grundlage für jede gut funktionierende Gesellschaft – eine Art Leitfaden für Kinder und Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.
¶ 3 Leave a comment on Absatz 3 0 Trotz der furchtbaren Erfahrungen im Krieg sind unsere Teamer sehr willensstarke Menschen, die an das glauben was sie tun. Sie verstehen sofort was wir wollen. Fragen wie: Warum seid ihr eigentlich hier? Was möchtet ihr gerne von uns? Wie können wir Euch bei euren Herausforderungen unterstützen? sind heute zentral. Wir zeigen ihnen, dass wir verstehen und sie mit Ideen und Wissen unterstützen wollen, aber zur selben Zeit auch von ihnen lernen möchten, denn sie sind hier im Camp die Experten. Es ist nicht nur eine Form der Wertschätzung sondern es gehört zu unserem Kodex, unseren Trainees auf Augenhöhe zu begegnen.
¶ 4 Leave a comment on Absatz 4 0 Nach der Mittagspause gibt es für sie einen Input zu psychosozialen Methoden. Im Wesentlichen geht es darum, wie man mit heterogenen Gruppen umgeht und was sie mit ihrer Arbeit erreichen wollen. Welche Hürden gibt es? Die Trainer haben eine Vorbildfunktion im Camp-Alltag. Es soll nicht mit Frontalunterricht gearbeitet werden, sondern erfahrungsbasiert und offen, es soll Freude machen. SoF ist eine Lebenseinstellung, die nur echt wirkt wenn sie auch gelebt wird.
¶ 5 Leave a comment on Absatz 5 0 Wir weiblichen Teammitglieder arbeiten nach der Mittagspause mit den Frauen. Unsere Idee ist es, ihre Situation, ihre Ängste, Wünsche, das für wofür sie kämpfen, in eine Ausstellung zu integrieren, um ihnen damit die Möglichkeit zu geben, ihre Situation nach außen zu tragen. Die Frauen sind begeistert. Wir hätten uns nicht träumen lassen, dass sie sich wirklich damit einverstanden erklären. Es ist sehr emotional – alle sind berührt, wir inklusive. Die Frauen spüren, dass wir ihnen damit eine Stimme nach außen geben wollen und sie willigen ein. Auch sie fühlen, dass sich die Sicht der Welt auf Geflüchtete geändert hat. Sie fühlen sich unwillkommen. „Die Welt hat gelöscht, wer wir sind. Wir sind hier keine Frauen mehr, wir müssen wie Männer sein. Wir sind keine Individuen mehr, wir werden nur problematisiert,“ so eine 30-jährige Syrerin.
¶ 6 Leave a comment on Absatz 6 0 Ich kann ihr da nur recht geben. Neue Mittelkürzungen der großen Organisationen erschweren die ohnehin unhaltbare Situation zusätzlich. Die internationale Gemeinschaft verspricht sich von dem Sieg in Idlib, der ja gerade in aller Munde ist, ein Ende dieses Konflikts. Ich persönlich kann da nicht zustimmen, da meiner Meinung nach alles wesentlich komplizierter ist. Das Leben im Lager ist eine täglich wiederkehrende Routine, totale Kontrolle. Für die Frauen sind Gefahren wie sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, ein Teil des Alltags. Dennoch sind sie es, die Stärke zeigen, sei es für ihre Kinder oder eine sehr ungewisse Zukunft. Einige von Ihnen sind bereits seit 4 Jahren in Azraq, mitten in der Wüste. Das bedeutet gegenwärtig fast 50 Grad, rationiertes Wasser, nur einige Stunden Strom und zum Nichtstun verdammt sein. Heute ist ein Feiertag, an dem der Flucht des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina gedacht wird. Das bedeutet, dass wir Zeit haben, um unsere nächsten zwei Tage so gut es geht zu planen. Morgen werden wir weitermachen und wie alle Beteiligten wissen wir, dass die Situation nicht besser werden, sondern sich nur verschlechtern wird. Auch für uns belastend. Wir wohnen wieder neben dem Luftwaffenstützpunkt, dessen internationales Personal und Equipment aufgestockt worden ist. Vier zusätzliche Düsenjets in 500 Metern Entfernung sind nachts eine ganz schöne Herausforderung.
¶ 7 Leave a comment on Absatz 7 0
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